Ostermarsch 2021 Lübeck – Rede von Bernd Meimberg

7. April 2021

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Ostermarsch am 3.4.2021 in Lübeck
Kriege verhindern!
Abrüsten statt Aufrüsten!
Atomwaffen abschaffen!
Kriegsvorbereitung im Ostseeraum stoppen!

Redebeitrag von Bernd Meimbergeinem der Sprecher der
VVN-BdA Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten e.V. Lübeck / Krs. Hzgt. Lauenburg,
die den Ostermarsch mit vorbereitet hat im Rahmen der „Initiative Lübecker Ostermarsch 2021“.

Es gilt das gesprochene Wort:

Liebe Friedensfreundinnen und Friedensfreunde!

Wir begrüßen uns herzlich zu dem 61 .Ostermarsch, der trotz eingeschränkter Grundrechte dieses Jahr wieder auf der Straße stattfindet. Die Außenwerbung war unter diesen Bedingungen behindert, und Friedensfreundinnen und Friedensfreunde haben Bedenken an Versammlungen wie unserem Ostermarsch teilzunehmen.
Egal wie die Bedingungen auch sind:

Friedensbewegung gehört auf die Straße und zwar laut und vielfältig. Das liebe Freundinnen und Freunde lassen wir uns nicht nehmen.

Als 1960 die Friedensbewegung mit den Ostermärschen gegen die Atombombe begann, konnte niemand ahnen, dass bis zu heutigem Tag immer mehr Menschen in immer mehr Orten um Ostern herum mit vielfältigen Aktionen und Ostermärschen für den Frieden, für eine atomwaffenfreie Welt demonstrieren.
Was damals als Vision begann, fängt an Realität zu werden, nachdem eine Vollversammlung der Vereinten Nationen den Atomwaffenverbotsvertrag mit 122 Delegiertenstimmen angenommen wurde. Der Vertrag wurde von 83 Regierungen unterzeichnet und von 52 Staaten ratifiziert, und er ist für diese Staaten nun geltendes Völkerrecht .

Auch dieses Jahr ist die Friedensbewegung bundesweit unterwegs, teils in großen Bündnissen mit Organisationen, Gewerkschaften, Parteien, kirchlichen Gruppen, und Jugendgruppen.

Wir gehen an Ostern auf die Straße, nicht weil es Tradition hat, sondern wir gehen auf die Straße, um für Frieden zu streiten und über die üblen Machenschaften der Politik und ihre Helfer aufzuklären.

Auch um unsere gewählten Abgeordneten daran zu erinnern, dass sie gewählt worden sind den Frieden zu sichern, und nicht dafür, durch Aufrüstung und Kriegsandrohungen die Welt noch unsicherer zu machen als sie schon ist. Es geht uns Friedenskräften insbesondere darum, die offensichtlichen Lügen, Verleumdungen, Manipulationen, Völkerrechtsverstöße, Widersprüche und realen Auswirkungen der NATO-Politik aufzudecken.

Auch dieses Jahr haben wir gute Gründe, massenweise auf die Straße zu gehen. Unser Leben wird zur Zeit nicht nur von diesem Coronavirus begleitet sondern hauptsächlich von Kriegsrhetorik und Kriegsvorbereitung gegenüber Russland, China, Iran und Nordkorea.
Kriege werden weitergeführt, obwohl die jeweilige Bevölkerung massenhaft die Flucht ergriffen hat und die Länder wie Syrien und Jemen fast vollständig zerstört sind.
Länder wie Venezuela, Kuba, Iran, Syrien werden mit existenzbedrohenden Blockaden und Strafsanktionen bedacht. Es kümmert nicht, dass in Venezuela ca. 40.000 Menschen aufgrund der Blockaden gestorben sind.

Die weltweiten Spannungen, Kriegsvorbereitungen und die Klimakatastrophe werden als die derzeit größten Bedrohungen für die Weiterexistenz der Menschheit eingestuft.
Das Wort Frieden oder – wie kann der Weltfrieden gewahrt werden – kommen kaum vor und wenn, dann häufig im Zusammenhang mit der NATO als „größtes Friedensbündnis der Welt“.

Ausgerechnet die NATO mit der Führungsmacht USA, von denen die größten Gefahren für Frieden und Stabilität in Europa ausgehen – und das nicht nur in Europa.
Die USA und die NATO planen derweil eine der größten Militärübungen der letzten Jahre, nämlich „Defender Europe 21“. 28.000 Soldaten aus 26 Ländern sollen zeitgleich in mehr als 30 Trainingsgebieten Krieg gegen Russland üben. Das heißt: von Norden vom Gebiet um die Ostsee bis zum Süden mit den Gebieten um das Schwarze Meer.
Von diesem Monat an bis Juni dauert das US-geführte Großmanöver. Deutschland wird wieder als Drehscheibe für umfangreiche Truppenbewegungen dienen.

Eine Beteiligung deutscher Streitkräfte an einer Übung zur Kriegsvorbereitung ist gegen das Grundgesetz.
Allerdings kümmert das die BRD schon lange nicht mehr. Das Grundgesetz und die UN Charta als gesetzliche Grundlage für die Bundeswehr zu beschwören – aber das Gegenteil tun – das ist deutsche Militärpolitik.
So erklärt die die Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS), das wichtigste
militärpolitische Strategiezentrum der Bundesregierung (Zitat):

… „Die Bundesrepublik soll zur Wahrung deutscher Interessen unter Umständen ,einen Militärschlag der USA und/oder Israels gegen Iran … unterstützen‘“.

Wir sagen: Kriege verhindern – Abrüsten statt aufrüsten und Atomwaffen abschaffen – das ist Gebot der Stunde und nicht eine Politik, die genau das Gegenteil tut.

Kriegsvorbereitungen im Ostseeraum stoppen ist eine Forderung bei unserem diesjährigen Ostermarsch.
Kein Gebiet Europas ist so stark militarisiert wie der Ostseeraum, wo sich auf engem Raum NATO und EU sowie Russland hochgerüstet gegenüber stehen. Ein möglicher Krieg zwischen der Nato und Russland hätte – neben dem Schwarzmeergebiet – in diesem geografischen Raum seinen Ursprung. In so einem Krieg wäre die Ostseeregion „Hauptschauplatz“ und Schleswig Holstein mit seinem Kriegshafen und Drohnennstützpunkt in Jagel besonders.

Da der Einsatz von Atomwaffen mit zu der militärischen Planung gehört, würde ein Krieg die Vernichtung weiter Gebiete zur Folge haben.
Der Konflikt würde sich auch auf die Nordsee und die Nordpassage ausdehnen.

Im Ost- und Nordseeraum wird aufgerüstet wie nie zuvor und das muss gestoppt werden.

Um den Konflikt zu verschärfen, verlegen die USA eine Staffel von strategischen Bombern nach Norwegen. Außerdem werden kleinere Kriegsschiffe stationiert und U-Boote mit atomar bestückbaren Marschflugkörpern sollen ständig in Bereitschaft sein. Das deutsche Militär spielt hierbei eine mitentscheidende Rolle. Die ständigen Luftraumverletzungen in dem Gebiet erhöhen die Gefahr eines Krieges „aus Versehen“.

Dahinter steht die Sicherheitsstrategie der USA, die auch von Nato und Bundesregierung übernommen wurde. Sie wurde bereits 1992 kurz nach dem Zusammenbruch der Sowjet Union unter dem Namen „No Rivals“ veröffentlicht. Sie besagt – ich zitiere:

„Unser erstes Ziel ist, den (Wieder-)Aufstieg eines neuen Rivalen zu verhüten, sei es auf dem Gebiet der früheren Sowjetunion oder sonst wo, der eine Bedrohung der Größenordnung darstellt, wie früher die Sowjetunion. …
Wir müssen versuchen zu verhüten, dass irgendeine feindliche Macht eine Region dominiert, deren Ressourcen – unter gefestigter Kontrolle ausreichen würden, eine Weltmachtposition zu schaffen. Solche Regionen sind Westeuropa, Ostasien, das Gebiet der früheren Sowjetunion und Südwestasien.“
(Zitat aus dem Strategiepapier)

Die Kriegsvorbereitung gegen Russland hat also nichts mit irgendwelchen innenpolitischen Ereignissen in Russland zu tun, geschweige denn mit den Konflikten in der Ukraine oder mit dem Eintritt der Krim in die russische Föderation. Diese Ereignisse gab es damals noch nicht.
Nein, Russland stört schon immer und wird mittlerweile auch von der BRD als Feind betrachtet.
Diese Doktrin fließt ein in die Politik der EU und der BRD und natürlich in die der NATO.
Sie erhöht die Spannungen in der Welt bis hin zu einem Atomkrieg aus Versehen oder gewollt. Die NATO benötigt und benutzt das „Feindbild Russland“ zur Begründung und Rechtfertigung ihrer eigenen aggressiven Politik. Die USA benutzen es schon seit über 100 Jahren.

Alle wissen, dass die gegenwärtige Situation hoch gefährlich ist und für alle Ostseestaaten steht deren Existenz auf dem Spiel.

Es gibt nur einen Weg und der heißt Frieden. Für den Frieden sind breiteste Kreise der Bevölkerung mobilisierbar. Was in der Hoch-Zeit des „kalten Krieges“ an Rüstungskontrolle und Abrüstungsschritten möglich war, sollte doch heute auch möglich sein.
Die politische Eiszeit zwischen der EU, BRD und USA und Russland muss beendet werden.
Frieden und friedliche Koexistenz gehen nur mit Russland und nicht gegen Russland.

Nur im Frieden kann sich soziale Gerechtigkeit, gesellschaftlicher Fortschritt und gesundes Klima entwickeln.


Bernd Meimberg arbeitet mit im ZAA – Zusammenarbreitsausschuss der Friedensbewegung Schleswig-Holstein und vertritt die VVN-BdA im Bundesausschuss Friedensratschlag Kassel. Der Friedensratschlag findet seit 26 Jahren jedes Jahr am ersten Wochenende im Dezember statt und gehört zu einem der wichtigsten Kristallisationspunkte der Friedensbewegung.

Weniger als zwei Monate nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurde das strategische Pentagon-Papier „Defence Planning Guidance“ (DPG) – bekannt unter dem Namen „NO RIVALS“ (keine Rivalen) als neue Sicherheitsstrategie der USA veröffentlicht.

Ulrich Sanders Rede am Ostersonntag in Bochum

5. April 2021

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Rede am Ostersonntag in Bochum von Ulrich Sander,
einem der Bundessprecher der VVN-BdA

»Schon einmal hat man dem deutschen Volk den Vorwurf gemacht, geschwiegen zu haben, wo mutige Worte und Taten notwendig waren. In den Konzentrationslagern – wie Bergen-Belsen – kamen Millionen Menschen ums Leben. Bei Fortsetzung der Versuchsexplosionen und der atomaren Aufrüstung aber drohen der gesamten Menschheit Vernichtung.«

So beginnt der Aufruf zum ersten deutschen Ostermarsch der Atomwaffengegner, der vor 61 Jahren in Norddeutschland zum Raketenübungsplatz bei Bergen-Belsen führte. Ich war damals dabei und Mitveranstalter.

Von Anfang an waren Ostermärsche Aktionen gegen die Bombe und gegen den Faschismus – den alten wie den neuen. Die Anwendung der Atombombe wurde als faschistische Kriegsführung, weil vor allem Zivilisten betreffend, angesehen.

Heute ist die profaschistische Partei AfD auch eine Partei der atomaren Teilhabe Deutschlands, die wie Teile der Union nach eigenen Atomwaffen, nach »atomarer Abschreckung« drängt. Außer der LINKEN hat sich keine Partei für die Zustimmung Deutschlands zum Atomwaffenverbot bekannt, das die UNO beschlossen hat.

Die Bundesregierung plant, mittels zwei Prozent des BIP mehr an Rüstung pro Jahr den Militäretat bis 2024 zu verdoppeln. Dem schließt sich die AfD an und fordert in ihrem Programm »Streitkraft Bundeswehr“. Der Weg zur Verteidigungsfähigkeit Deutschlands« sogar noch weit mehr.

Leider müssen wir heute feststellen: Der Aufruf von 1960 ist noch immer aktuell. In unserem Land werden nach wie vor 20 Atomwaffen gelagert. Sie haben jeweils die vielfache Wirkung der Bombe von Hiroshima. Und sie sind in der Hand von Atommächten, die sie, wie die USA, bereits mit furchtbaren Folgen eingesetzt und getestet haben; ein Erstschlag mit dieser unmenschlichen Waffe ist noch immer Teil ihrer Militärdoktrin.

Zum ersten Ruhr-Ostermarsch, heute vor 60 Jahren, wurde ein »Europäisches Manifest« von Ostermarschierern vieler Länder Europas verlesen. Es heißt darin: Die Teilnehmer stellen fest, »dass die Probleme unserer Welt zu ernst sind, um noch militärisch gelöst werden zu können, und dass die Anbetung der blinden Zerstörung höchstens zur Vernichtung der Menschheit, nicht zur Lösung ihrer Probleme führen kann. Dieser Ostermarsch drückt unsere Forderung nach politischen Lösungen aus, nach einer Politik ohne Bombe. Europa ist aufgerufen, seinen politischen Beitrag im Kampf gegen Hunger, Krankheit und Elend zu leisten.«

Auf der Ostermarsch-Schlusskundgebung von 1961 führte der Dortmunder Philosoph Prof. Nikolaus Koch aus: »Wir sagen ein bedingungsloses Nein zum Atomkrieg, von welcher Seite er auch komme. Die Atombombe auf Hiroshima gestern und auf Hamburg, Moskau, New York oder London morgen ist in jedem Fall ein ungeheuerliches Verbrechen: das Verbrechen des Massenmordes an Männern, Frauen und Kindern, an Gesunden und Kranken, an Schuldigen und Unschuldigen. Für den modernen, totalen und atomaren Krieg gibt es keine Rechtfertigung, keine menschliche, keine christliche und keine politische.«

Der Redner erinnerte daran, dass auch die Befürworter der Bombe ihre Wirkung sehr gut kennen. Aber sie sagen: Die Drohung damit sei das sicherste Mittel, jeden Angreifer abzuschrecken. Jedoch, so mahnte der Redner: »Das theoretische Nein zum Atomkrieg ist auf die Dauer schwächer als das praktische Ja zu ihm.« Denn dies sei eine der »gefährlichsten Illusionen derjenigen, die den Krieg dadurch angeblich verhindern wollen, dass sie ihn vorbereiten. In diesem Glauben verrät sich eine fatale Unkenntnis der modernen Kriegszusammenhänge«. Dazu gehöre die Möglichkeit des Atomkriegs aus Versehen, aus einem Manöver heraus, das aus dem Ruder läuft, aus dem Drücken eines Wahnsinnigen auf den roten Knopf.

Ich erinnere an den sowjetischen Oberst Stanislaw Petrow, der 1983 durch besonnenes Handeln das atomare Inferno vermied. Ferner an den Nato-Mitarbeiter Rainer Rupp, der ebenfalls im letzten Moment Moskau vor einer falschen Reaktion auf einen anscheinend erfolgten Angriff warnen konnte. Solche Besonnenheit darf von heutiger KI, von Künstlicher Intelligenz, die Raketen und Drohnen steuert, nicht erwartet werden.

Nun kann man sagen: Die Abschreckung hat ja 60 Jahre funktioniert, und manche denken wohl, sie wird auch weitere 60 Jahre funktionieren. Das Problem ist jedoch: Heute wird von den Militärs und scharfmacherischen Politikern ja nicht mehr gesagt: Wir wollen Frieden, wir wollen ihn durch Abschreckung. Nein, sie sagen ganz offen, was die Militärführung plant, nämlich die Verwirklichung einer Politik, die nur mit Krieg zu erreichen ist. Der Chef des deutschen Heeres, General Alfons Mais, sprach es aus: Das Heer müsse »kriegsbereit und siegesfähig« sein, das deutsche Militär müsse »letztendlich gewinnen können« (aus der Schrift: »Das Deutsche Heer im Lichte eingegangener Bündnisverpflichtungen – in Zukunft noch leistbar?«).

Ziel der NATO ist der Regime-Change in Russland und China. Dazu wird auch atomar gerüstet. Wir sind heute hier beim Ostermarsch, um dieser gefährlichen Politik entgegenzutreten.

Schon vor sechs Jahren erfuhren wir von den Kriegszielen der Nato und der USA folgendes: Es gelte, die russische und auch die chinesische Gesellschaft dazu zu bringen, dem »ukrainischen Maidan-Beispiel zu folgen« und eine Regime-Change herbeizuführen (lt. Süddeutsche Zeitung 25. 2. 2014). Ein Wettrüsten ungeheuren Ausmaßes soll China und Russland in die Knie zwingen. Und an den Grenzen dieser Länder bauen Bundeswehr, Nato und USA eine gewaltige Drohkulisse auf, so mit dem Manöver Defender, das wieder bevorsteht.

Im Mittelpunkt der Aussagen zum diesjährigen Ostermarsch steht wieder die Forderung nach atomarer Abrüstung. Dies ist in der Zeit der Dreifachkrise der Pandemie und der Gesundheitspolitik, der Klimapolitik und der Krise der internationalen Beziehungen das vordringliche Ziel – heute noch dringlicher als vor 60 Jahren.

Ich erinnere daran: Deutschland rüstet auf wie nie zuvor und beteiligt sich jedes Jahr an Manövern zur direkten Vorbereitung eines Atomkrieges in Europa. Diese Manöver heißen Cold Igloo und Steadfast Noon. Zur Übung gehört auch der Einsatz von Bundeswehr-Kampfjets bei Angriffen mit Atombomben. Die Militärs nennen das verharmlosend »Nukleare Teilhabe«. Solche »Teilhabe« wäre das Ende der Zivilisation in Europa.

Die Atombomben im deutschen Büchel sollen nach US-Plänen bis 2024 durch neuartige Arsenale ersetzt werden, die keine normalen Fallbomben mehr sind, sondern die wie Marschflugkörper und Kampfdrohnen einen Zielfindungsmechanismus haben, der sie besonders zielgenau und damit umso besser einsetzbar macht. Die Militärs sprechen davon, dass diese Systeme »gebrauchsfreudiger« sind. Sie senken also die Schwelle zum Atomkrieg. Die Friedensbewegung stellt sich diesem Wahnsinn am Nuklearstandort Büchel mit Aktionen wie unserem Ostermarsch entgegen. Wir kämpfen mit der Forderung nach einer De-Nuklearisierung für das Überleben der Menschheit.

Als der Sozialabbau mit Hartz IV und Agenda 2010 einsetzte – beschlossen von SPD und Grünen und lebhaft begrüßt von FDP und CDU/CSU –, sagte der damalige Kriegsminister Peter Struck auf die Frage nach der Bezahlbarkeit seiner Rüstungspläne: »Die Agenda 2010 wird ihre Früchte tragen und auch dem Haushalt« – dem Rüstungsetat! – »mehr Spielraum verschaffen« (Süddeutsche Zeitung, 4. 2. 04). Die Regierungspolitiker haben also zugegeben, dass die Bevölkerung für Krieg und Rüstung bezahlen soll. Und sie hat ja auch bezahlt. Heute im Wahlkampf müssen wir deutlich machen: Wir brauchen eine andere Politik. Wir brauchen wirkliche Reformen. Reformen für ein besseres Leben der Menschen. Für Frieden, Rettung des Klimas und soziale Gerechtigkeit.

Abschließend möchte ich noch einmal auf die Anfänge der Ostermarschbewegung 1960/61 zurückkommen. Die Ostermärsche wurden notwendig, weil die SPD die Politik des Friedens damals zugunsten einer Politik der Nato aufgegeben hat, um regierungsfähig zu werden.

Auch Willy Brandt mit seiner Ostpolitik hat die Unterordnung unter die Nato nie in Frage gestellt, und die Kanzler Schmidt und Schröder standen für Raketenrüstung und dann für Bomben auf Belgrad. Heute steht wieder eine linke Oppositionspartei vor der Frage: Wie weiter. Ich kann nur abraten, der Politik Herbert Wehners von 1960 zu folgen. Der Frieden wird mit der Nato-Politik niemals zu erreichen sein. Daher kann es nur darum gehen, einer Regierung fernzubleiben, die eine Politik betreibt, die zum Kriege führen wird, wenn wir ihr nicht in den Arm fallen. Um dabei Erfolg zu haben, bedarf es einer starken außerparlamentarischen Bewegung sowie der Gemeinsamkeit von Klimabewegung, Friedensbewegung und Gewerkschaften.

Gemeinsam schaffen wir es!

Ostermarsch 2021 in Lübeck

30. Januar 2021

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Trotz Corona – die Friedensbewegung ist Ostern aktiv für Frieden, Entspannung und Abrüstung, wo es geht auf der Straße, aber auch online.

Die Pandemie macht eindringlich deutlich, wohin falsches Handeln zu Lasten der Bevölkerung führt: Während der Militäretat in Deutschland für 2020 auf über 45 Mrd. € erhöht wurde, waren für die Gesundheit zunächst nur 15 Mrd. vorgesehen.

Trotz des durch Corona besonders deutlich gewordenen Mangels an finanziellen Mitteln für Gesundheit und Bildung fordern Militärs und Politiker*innen weiter die Steigerung der Militärausgaben auf 2% der Wirtschaftsleistung, also ca.70 – 80 Mrd. €.

Ministerin Kramp-Karrenbauer kündigte an, die Bundeswehr auch im Pazifik zwischen Australien und China einsetzen zu wollen. Auch die EU will ihren militärischen Wirkungsbereich ausweiten und mehr Geld für Militär ausgeben.

Mit Panzern und Flugzeugen ist die Pandemie nicht zu bekämpfen, wir brauchen unter anderem den Wehretat für ein funktionierendes Gesundheitssystem. Wir fordern die Vergesellschaftung der Impfstoffpatente, damit global gerechte Produktion und Verteilung der Impfstoffe erfolgen kann.

Wir wollen keine neuen Atombomber und keine Militärdrohnen!

Zunehmend ist die Menschheit durch ein neues atomares Wettrüsten bedroht. Von den USA und anschließend von Russland wurden Verträge für Rüstungsbegrenzung – wie der INF-Vertrag – gekündigt. Die Bundesregierung will über 12 Mrd. € für neue F-18 Atombomber ausgeben: Zusammen mit den in Kürze in Deutschland stationierten neuen US-Atombomben sollen sie dem wahnsinnigen Wunsch der Militärs entsprechen, „begrenzte“ Atomkriege führen zu können.

Der im Januar 2021 neu in Kraft getretene UN-Atomwaffenverbotsvertrag wird von den NATO-Staaten boykottiert, genauso wie u.a. auch von den Atommächten Russland und China.

Es müssen Atomwaffen aus Deutschland abgezogen und alle Atomwaffen weltweit verschrottet werden! Die Bundesregierung muss den Atomwaffenverbotsvertrag unterzeichnen und der Bundestag den Vertrag ratifizieren.

Rüstung und Krieg sind Klimakiller – wir müssen aber das Leben auf der Erde retten.

Hochrüstung, atomare Vernichtung und die Klimakatastrophe, die sich immer mehr an den Rand unumkehrbarer Kipp-Punkte annähert, sind die existenzbedrohenden Gefahren für die Menschheit.

Das Militär ist einer der größten Ressourcenverschwender. Allein das US-Militär setzt mehr CO2 frei als der ganze afrikanische Kontinent. Die Nato gibt pro Stunde circa 114 Millionen US-Dollar für ihr Militär aus. Um Ressourcen werden Kriege geführt und die Lebensgrundlagen vieler Menschen dabei vernichtet.

Die Klimakatastrophe ruft Konflikte um landwirtschaftlich nutzbare Flächen und um bewohnbare Küstenregionen hervor. Die durch die Klimakatastrophe hervorgerufene Destabilisierung der internationalen Beziehungen steigert die Kriegsgefahr.

Kriege, Rüstungsexporte und Armut zwingen immer mehr Menschen zur Flucht und so in Elend und Tod. Wir brauchen endlich global ein sozial gerechtes Wirtschaftssystem, welches nicht wie der Kapitalismus auf Konkurrenz, sondern auf Kooperation basiert. Und wir wollen keine Wirtschaftskriege, sondern globale Zusammenarbeit zur Lösung der globalen Probleme, um endlich Armut und Umweltzerstörung zu überwinden.

Wir sind solidarisch mit allen Geflüchteten und Migrant*innen und setzen uns für deren bedingungsloses Bleiberecht und für Bewegungsfreiheit ein. Das Sterben im Mittelmeer und die schlimmen Zustände in den Lagern an den europäischen Außengrenzen müssen sofort beendet werden.

Gegen die Festung Europa Für eine neue Entspannungspolitik! Die Ostsee – Meer des Friedens!

Vor 80 Jahren, am 22. Juni 1941 begann der Überfall Nazi-Deutschlands auf die Sowjetunion. Mindestens 27 Millionen Sowjetbürger*innen kamen im Laufe des Krieges ums Leben. Millionen sowjetischer Kriegsgefangener und Zwangsarbeiter*in-nen starben in deutschen Lagern. Das damit verbundene Leid ist uns Mahnung und Anlass, heute für eine neue Entspannungspolitik, für Abrüstung und für kollektive Sicherheit jenseits von Militär- und Kriegslogik in Europa und der Welt einzutreten!

Von daher sind die Vorbereitungen eines Krieges gegen Russland mit regelmäßig stattfindenden Manövern in der Ostseeregion und die Stationierung von NATO Truppen und Bundeswehr an der Westgrenze Russlands sofort zu beenden. 

Die Abrüstung der Bundeswehr bis hin zu ihrer Abschaffung soll ein Schritt sein hin zu globaler Abrüstung und einer entmilitarisierten Gesellschaft, in der gewaltfreie Konfliktlösung an die Stelle von Militär tritt.

Rechte Demagogen zurückdrängen!

Rechte Ideologien und Rassismus fördern Feindbilder, Konfrontation und Krieg, im Inneren, aber auch nach außen schüren sie Hass und Gewalt. Allen voran die AfD: sie ist eine rassistische, militaristische Partei im Bundestag, deren Sprecher*innen die Taten deutscher Soldaten in zwei Weltkriegen verherrlichen. Heute fordert sie – gemeinsam mit anderen im rechten politischen Spektrum – eine Einsatzbereitschaft der Bundeswehr „mit höchster Intensität“. Den menschenfeindlichen Umtrieben von AfD, der NPD, PEGIDA und der RECHTEN, von Identitären sowie Reichsbürgern stellen wir uns entgegen! 

Eine Friedensbewegung kann nur antifaschistisch sein.

Nationalismus führt zu Krieg.

Wir fordern:

  • UN-Atomwaffenverbotsvertrag unterschreiben
  • Verzicht auf nukleare Teilhabe der BRD 
  • Abzug der Atomwaffen aus Büchel
  • Keine neuen Atombomber
  • Entspannungspolitik mit Russland
  • keine Militärmanöver in West und Ost wie „Defender“ und die Atomkriegsmanöver „Cold Igloo“
  • Bundeswehr raus aus Schulen und Jobcentern
  • Keine Soldat*innen in Kriege und Auslandseinsätze in alle Welt schicken 
  • Schluss mit der inneren Militarisierung
  • Drohnenkrieg stoppen
  • US-Airbase Ramstein schließen
  • Truppenstationierungsverträge kündigen
  • Ächtung von Killerrobotern, weltraumgestützten Waffensystemen und Drohnen
  • Keine Militarisierung der EU, keine EU-Armee 
  • Stopp aller Rüstungsexporte – statt-dessen umfassende Rüstungskonversion hin zu zivilen Gebrauchsgütern
  • Den Wehretat für ein funktionierendes Gesundheitssystem verwenden 
  • Abrüsten statt aufrüsten, Bundeswehr abschaffen

Veranstalter*innen
Initiative Lübecker Ostermarsch
DFG-VK, Food not Bombs und VVN-BdA
Internetseite
www.luebeck.dfg-vk.de

NEIN zum Entzug der Gemeinnützigkeit der VVN-BdA – Der neue Flyer

26. Januar 2021

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Im November 2019 wurde der VVN-BdA – der größten und ältesten antifaschis- tischen Organisation in Deutschland – die Gemeinnützigkeit aberkannt. Auch nach einem Jahr des politischen Kampfes, großer medialer Aufmerksamkeit und Zusicherungen einzelner Politiker:innen hat sich an diesem Zustand nichts geändert.

Verantwortlich ist die Berliner Finanzverwaltung, die einen Satz aus der Abgabenordnung des Bundesfinanzministeriums heranzieht, um unserem Verband die Gemeinnützigkeit zu entziehen. Dieser besagt, dass die Erwähnung als „extremistische“ Organisation in einem einzigen (hier dem bayerischen) Verfassungsschutzbericht ausreicht, um die Gemeinnützigkeit zu verlieren. Drei Behörden erschweren auf diesem Wege unsere Arbeit erheblich.

Wer ist die VVN-BdA?

Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA) ist ein bundesweiter Zusammenschluss von Antifaschist:innen aller Generationen. Sie wurde 1947 von überlebenden Widerstandskämpfer:innen gegen das Naziregime, ehemaligen Häftlingen der Konzentrationslager und Verfolgten gegründet.
Die Schwerpunkte unserer Arbeit sind Erinnerungspolitik, Gedenken an die Opfer des deutschen Faschismus und ein aktives Einstehen gegen neofaschistische Bestrebungen. Die VVN-BdA ist in der „Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer“ (FIR) mit Verfolgtenverbänden und antifaschistischen Vereini- gungen in ganz Europa und Israel verbunden. Seit 2016 ist sie auch Trägerverein des bundesweiten Bündnisses „Aufstehen gegen Rassismus“, das regelmäßig Anti-AfD-Proteste organisiert.

Zur Gemeinnützigkeit:

Nach wie vor ist diese bedroht und wir befinden uns in einem juristischen Widerspruchsverfahren. Zwar wurden die erheblichen Steuerforderungen ausgesetzt – sollte es aber bei der Aberkennung der Gemeinnützigkeit bleiben, sehen wir uns mit einer Nachzahlung in fünfstelliger Höhe konfrontiert. Auch das politische Signal, das von der Aberkennung unserer Gemeinnützigkeit ausgeht, ist verheerend.
Gerade in einer Zeit rechtsterroristischer Anschläge, einer in Teilen faschistischen AfD als drittstärkste Kraft im Bundestag und ganz aktuell: von Gewaltausbrüchen und abstrusen Faschismus-Vergleichen sogenannter Querdenker:innen, braucht es einen aktiven Antifaschismus!

Unsere Ehrenpräsidentin
Esther Bejarano (Auschwitz-Überlebende und Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V.) wandte sich im November 2019 mit einem offenen Brief an den Bundesfinanzminister Olaf Scholz und klagte an:

„Das Haus brennt und Sie sperren die Feuerwehr aus!“
Esther Bejarano, Ehrenpräsidentin der VVN-BdA

Atomwaffenverbotsvertrag tritt in Kraft!

24. Januar 2021

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Der Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen tritt am Freitag, den 22.1.2021 in Kraft nachdem er von 51 Staaten ratifiziert worden ist.

Kundgebung der DFG-VK
am Samstag, den 23.1.2021
um 15.00
auf dem Rathaus Lübeck

Der Vertrag verbietet allen beigetretenen Staaten die Herstellung, Weitergabe, Stationierung und Drohung sowie den Einsatz von Atomwaffen. Die internationale Friedensbewegung hat Jahrzehnte auf diesen Tag hingearbeitet – endlich dieser Erfolg.

In zahlreichen Städten finden Veranstaltungen auf der Straße oder digital statt um diesen Tag zu feiern.

Wir sind uns mit Renke Brahms dem Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD),, einig; „ Atomwaffenverbotsvertrag der Vereinten Nationen ein großer Schritt auf dem Weg zu einer atomwaffenfreien Welt.

„Angesichts einer mangelnden nuklearen Abrüstung, der Modernisierung und auch der Verbreitung von Atomwaffen kann eine solche völkerrechtliche Festlegung den notwendigen Druck aufbauen, dass diese Waffen endlich aus der Welt verbannt werden“,

sagte Brahms laut einer Mitteilung der Konferenz für Friedensarbeit im Raum der EKD
Er appellierte an die Bundesregierung, konkrete Schritte einzuleiten mit dem Ziel, den Atomwaffenverbotsvertrag ebenfalls zu unterzeichnen. Dazu gehörten Gespräche und Verhandlungen mit den Partnern in der Nato, der EU und auch der OSZE.

Die Bundesregierung verweigert die Ratifizierung und bleibt damit bei der atomaren Teilhabe, die besagt, dass im Konfliktfalle deutsche Flugzeuge Atombomben im feindlichem Gebiet abwerfen und damit die dortige Bevölkerung vernichten. Sie akzeptiert gleichzeitig die Bemühungen der USA einen Atomkrieg führbar zu machen mit „kleinen“ so genannten taktischen Atomwaffen. Deren Wirkung ist genauso verheerend. Speziell für diesen Auftrag sollen 2021 von der Bundesregierung neue Flugzeuge angeschafft werden.

Die VVN-BdA unterstützt die Kundgebung von der DFG – VK.

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